Reisetagebuch London 2025

Reisebericht eines Spontanis: Mit dem Zug nach London - Nicht finalisiert ;)

 

Der Plan, gemütlich mit dem ICE nach Paris zu fahren wurde Sekunden nach dem Moment des Aufwachens torpediert, als auf meinem Handydisplay die Meldung „Verbindung fällt aus“ zu lesen war. Wegen einer technischen Störung am Zug, einfach so. Ich also Nix wie schnell fertig machen und zum Bahnhof, wo mir ein seelenloser Bahnmitarbeiter meine Optionen aufzeigte. Die sinnvollste: Ab nach Karlsruhe, gute zwei Stunden totschlagen und dann in einen überfüllten sowie ausgebuchten TGV steigen. 

Es spielte hierbei keine Rolle, dass mein Ticket inklusive Reservierung nach Paris durch kostbare BahnBonus-Punkte zum Gratisticket verwandelt wurde. Zwei Stunden lang bangen, dass ich überhaupt irgendeinen Platz im TGV ergattern könnte, grenzte an Psychoterror.

Warum der Stress? Nun, mein Ticket für den Eurostar nach London (der natürlich nicht ausfällt), hat eine Deadline. 

Nun sitze ich mir den Arsch im Eingangsbereich wund, immerhin mit Fußheizung und nicht alleine - fünf andere Menschen teilen ein ähnliches Schicksal. Allerdings ohne Heizung und ohne Jacke als Polsterung. Das WLan des französischen Schnellzugs ist ein schlechter Witz, mein mobiles Datenpaket wird in den nächsten Tagen mein bester Freund sein. 

Warum ist eigentlich meine Haupt-Powerbank nicht dort, wo ich sie vermute? Dies muss ich später in Ruhe eroieren. Die Schaffnerin ignoriert mich bisher, ist ja auch ok. Ist immerhin eine Gratisfahrt. Wie es aussieht hätte ich mir die Punkteeinlösung sparen können.

Ich habe eine Erkenntnis: Zum Glück reise ich alleine. Jemand anderem eine solche Nummer zuzumuten wäre wider meiner Natur. Eine frühere Lebensabschnittspartnerin hat mich dahingehen möglicherweise etwas zu sehr sensibilisiert, denn nicht jedem Menschen fällt das harte Sitzen so schwer wie ihr. Das Beschweren hingegen konnte sie sehr gut.

 

In Paris habe ich gute zwei Stunden Zeit zum Mittagessen, inklusive Hin- und Rückfahrt. Der Plan ist, mit der Metro auf die Ile de la cite zu fahren, wenigstens ein trauriges, verregnetes Foto vor Notre Dame zu machen und dann in ein gemütliches Bistrot einzukehren. Zu gemütlich kann ich es mir jedoch nicht machen, da der Eurostar ein ähnliches Eincheckprogramm voraussetzt, wie eine Flugreise. Aber ich bin vorbereitet. Im Gegensatz zur Deutschen Bahn.

Auf halber Strecke halten wir mitten in der Pampa, quasi auf dem Feld. Immerhin kann der Grund nicht der selbe sein, wie bei meiner Zugfahrt durch Rumänien, wo sich ein Feld neben den Geleisen entzündet hatte, denn auf diesem hier hier liegt eine dünne Schneeschicht. 

Bitte nicht noch eine technische Störung.

Okay nur eine fünfminütige Verschnaufpause.

 

Wir nähern uns Paris. Die ersten Deutschen stehen brav 12 Minuten vor dem geplanten Halt mit Koffer in der Hand bereit im Gang, so dass es anderen Reisenden unmöglich gemacht wird durchzukommen, zum Beispiel auf die Toilette. Diese Unart habe ich noch nie verstanden und werde es heute noch weniger.

Plottwist: da die Tür auf meiner Seite aufgeht, komme ich als erstes raus. Ha!

Dass ich die Fahrt auf einer Arschbacke absitzen konnte, trifft ausnahmsweise mal nicht zu. Ebendieser Allerwerteste schmerzt mir nämlich trotz regelmäßiger Stehpausen und natürlicher Fettpolsterung.

 

Nächster Plottwist: In Paris reicht es nicht einfach die Kreditkarte zum einchecken in der Metro dranzuhalten. Danke für nichts, ChatGPT!! Ganz schön unterentwickelt für eine der ältesten U-Bahnen der Welt. Sogar in Bukarest geht das, ohne dass man wie ein Hund in der Touristenschlange stehen muss!

Von Barrierefreiheit hat man hier vermutlich auch noch nichts gehört.

 

Nach einem kurzen Schlenker um die Kathedrale von Notre Dame erreiche ich das nahegelegene, sehr schöne Restaurant in dem sich gefühlt die komplette Ile de la Cite aufhält. Hektik und organisiertes Chaos bestimmen das Bild. Gerne hätte ich draußen gesessen, aber das Pariser Wetter lud dazu eher aus.

Ich bekomme tatsächlich einen Platz, mit Koffer. Erstmal ein feines Omelette und ein Glas Wein bestellen, ganz stilecht. Hoffe ich.

Immer wenn ich in Frankreich bin fällt mir auf, dass dass die komplette gastronomische Welt ohne diese Sprache quasi nicht vorhanden wäre, oder man auf Zeichensprache angewiesen wäre. Alles kommt irgendwie aus dem Französischen: Omelette, Vinaigrette, Serviette, Tablett, Toilette…

 

Mein Zeitplan ließ noch einen Espresso zu bis meine innere Uhr und mein Handy mich zu Stressen anfingen. Die Metro war SO voll, dass  mein Koffer fast in der Tür eingeklemmt geblieben wäre, hätten mir nicht ein paar freundliche Franzosen geholfen diese wieder aufzustemmen..! Sehr unangenehm.

Nach einer kleinen Odyssee IN der Gare du Nord ging’s zum Flughafenähnlichen Checkin des Eurostar. Recht knapp, weil 30 min vor Abfahrt der Zugang wohl verweigert wird. Ich hab mir also gut einen abgehetzt dann zu erfahren, dass der hochgelobte Eurostar 30 min Verspätung hat… Immerhin ist das „Terminal“ recht chillig und ich kann mal nen Gang runterfahren.

Der Eurostar fuhr mit einer Verspätung von 45 min los, von denen ich 20 min lang unnötig in einer Schlange stand, in der Hoffnung es ginge bald los. 

Im Zug ist der Kollege neben mir sehr breit (körperlich) und nur am futtern, aber egal - endlich bequem sitzen. Wie auch ein asiatisches Pärchen vorhin neben mir schaut er die zweite Staffel von Squid Game, ich hebe sie mir auf bis mal irgendwo jmd neben mir sitzt, der etwas anderes schaut. Auf das WLAN im Eurostar sollte man sich übrigens im Zweifelsfall auch nicht verlassen.

Nachdem ich mir im Zug-Café einen Cappuccino geholt hatte, war der Mann neben mir auf hitchcockartige Weise verschwunden. Zumindest bis auf seine Jacke.

 

Der Mann blieb auch eine Stunde länger verschwunden was mich ÜBERHAUPT nicht störte. Der Zug hatte mittlerweile eine Verspätung von einer Stunde, aber das war genau die Stunde Zeitverschiebung, die ich irgendwie vergessen hatte. Huiii, ich liebe Zeitreisen! Der Eurotunnel ist übrigens nicht sehr spektakulär. Auf Google Maps gibt es bestimmt Rezensionen wie „viel zu dunkel“ oder „kein Handyempfang“.

 

Ankunft London St.Pancras, Spaziergang zum 400m entfernten AirBnB kam mir länger vor als beschrieben. Ich glaube es sind eher 800. Nächstes Mal fahre ich mit dem Bus… 

Ich habe ein sauberes und geräumiges Zimmer, Bett und Bad sehen auch gut aus. Ein lustiger älterer Hippie ist der Host und war beim einchecken sogar da 😄 überall hängen Gitarren und musikalische Memorabilia. 

 

Sehr praktisch ist, dass ein Bus direkt vor der Tür bis zum Trafalgar Square durchfährt.

Von dort gönnte ich mir einen halbstündigen Marsch durch das West End und Soho (?), vorbei an zwei Theatern, die ich witzigerweise am nächsten Tag besuchen werde. Die Dinner-Location die ich mir auf Google ausgesucht habe hat eine stabile 4,8er Bewertung, aber komischer/glücklicher weise wenige Gäste, ist auch ein wenig außerhalb der typischen Touri-Straßen. Anscheinend ein Stammladen der benachbarten BBC-Zentrale. Ich erahne Promi-Luft! 

Auf dem Heimweg noch in einen sehr schönen Pub eingekehrt, der irgendwas mit Cock heißt, das lasse ich hier mal stehen (mein Steuerberater wird sich nach Durchsicht der Kontoauszüge auch wundern). Das Lager schmeckt scheußlich, aber bei 8£ lasse ich keinen Tropfen übrig. 

Zurück in meinem Airbnb stelle ich erneut fest, wie warm es ist. Nicht draußen, nur im Zimmer. Die Heizung ist eigentlich so gut wie aus. Aber es hätte mich stutzig machen sollen, dass hier zwei Tischventilatoren stehen… bin mal auf die Nacht gespannt.

Tatsächlich muss ich jetzt noch ein wenig arbeiten, aber da es nur “22 Uhr” ist, reicht meine Energie auch dafür noch.

Ich habe übrigens einen TV sehr gut über dem Bett positioniert, und das englische Fernsehen überzeugt auf ganzer Linie. Perfekt für mich alten TV-Schläfer!

Wie sich herausstellte verlaufen die Heizungsrohre unterhalb meines Zimmers, welches das wärmste im Haus sei. Na Gott sei Dank bin ich im Winter hier! Die Wände und Türen des Objekts sind übrigens aus leicht verstärktem Pappmaché. Anders kann ich mir die Geräusche vom Flur kaum erklären…

 

Am nächsten Tag machte ich mich auf um ein kleines englisches Frühstück zu mir zu nehmen, als meine Hippie-Host mich nach meinem AfterShave (LOL) oder Parfum befragte. Viel seltsamer kann man kaum in den Tag starten, der immerhin sehr sonnig war. Zum Breakfast kann ich nicht viel sagen, außer dass ich sowas gerne esse, bis auf die Würste - Sorry Brits, aber da haben kommen wir nicht zusammen.

 

Dann ging es von der noch immer beeindruckenden St.Pauls Cathedral (nur von außen, drin war ich vor ca. 25 Jahren - schluchz!) über die Millennium Bridge zur Tate Modern Gallery. Wer diese nicht kennen sollte: ein RIESIGES, überwiegend kostenloses Museum. (…) Dies war mein dritter Besuch, und da ich nicht den ganzen Tag Zeit hatte, wollte ich den Internet-Trick mit der Besucherplattform ausprobieren, der eine grandiose Aussicht versprach. Das Internet hat die Rechnung allerdings ohne das Museum gemacht, denn der Balkon der Aussichtsplattform war gesperrt, nur aus dem Café hatte man eine recht schöne Aussicht, für Fotos und Videos allerdings unbrauchbar. Zumal diese laut eines Schildes verboten waren. Wegen der Nachbarn. Also Bürogebäude, Baukräne und definitiv keine Privatwohnungen. Aus Strafe habe ich an der Garderobe (für 1 Std. Erleichterung von Jacke und Jutebeutel - ja, ich reise eher unauffällig aber praktisch) keine 5£ freiwillig gespendet. Pah! Dafür gab es doch einige sehr interessante Werke zu bestaunen, von vielen mir unbekannten Künstlern aber auch einem Gerhard Richter, Jackson Pollock, Picasso oder Braque. Aber auch einiges an absolutem Mist. 

Next Stop war mein erstes Theaterstück in London: John Cleese’s „Fawlty Towers - The Play“. Wem keines dieser Worte etwas sagt, hat eine Bildungslücke so groß wie der Ärmelkanal. In Kurzform: Ex-Monty Python Cleese spielt in den 70ern einen opportunistischen Hotelbesitzer, der mit so ziemlich allem struggelt, vor allem aber mit seiner herrischen Frau und den Kommunikationsproblemen mit dem spanischen Kellner Manuel. Die Figuren aus einer der ersten und besten Britischen Sitcoms ever wurden absolut fantastisch Nachgespielt, sogar von „Cleeses“ Zweitbesetzung! Einziges Manko bei diesem Theater war die Tatsache, dass man für die Garderobe weit runter UND nochmal raus musste, unpraktisch und ärgerlich. Aber besser als mit Winterjacke auf den ohnehin engen Sitzen kuscheln. Sahen viele andere Gäste nicht so.

Witzig: Als Musik wurden vorher Streichquartett-Versionen von Pophits wie Copacabana gespielt, passend!

Im Anschluss Zeit für eine Stärkung: Fish & Chips bei „Poppies“, bei dem schon Gott und die Welt (Sprich: Stones, Bowie, ….?!?) gespeist haben und als „der“ beste Laden gilt. Vor einem Jahr war mir dort die Schlange zu lang, zwischen den „Mahlzeiten“ kriegt man den meisten Restaurants einen Platz.

Das Essen war ok, (fast schon zu) zarter Fisch und knusprige Panade, austauschbare Pommes. Ich war etwas unterwältigt. Zu meiner Belustigung trug ein Tisch schwäbischer Mädels bei, von dem ich Sätze wie „ich wollte nur anmerken, dass das fast sechs Euro sind…“ vernahm. Kaum auszudenken, wenn sie das noch in D-Mark umgerechnet hätten!

Barry Manilows Song Copacabana verfolgte mich übrigens direkt hierher, diesmal im Original.

 

Ich musste etwas Zeit bis zur nächsten Show totschlagen und schlurfte dazu durch einige Touristenläden, überwiegend unspektakulär. 

Spektakulär hingegen war „The Book of Mormon“, aus den Federn der South Park Macher und des Komponisten von Frozen - der Eiskönigin. Was für eine Mischung. Ein absolut krank-geniales Stück, ich hatte ja keine Ahnung!

Nices Feature in einigen Londoner Theatern ist übrigens die Möglichkeit Getränke für den „Interval“, also der Pause, vorzubestellen!

Geflasht wieder zu „Hause“ angekommen wurde mir bewusst, dass das Omelett in Paris gerade mal eine Nacht her war. Und dazwischen eine Menge Kultur in Form von Theater, Museum, Popkultur, Kulinarik und Musical.

 

 Bei meinen Recherchen im Vorfeld fand ich heraus, dass es eine Gondel über London gibt, ein Cable Car - und wer mich kennt, weiß dass ich sowas echt gerne fahre..! Die Strecke ist allerdings sehr überschaubar und verbindet ein Messegelände mit der Halbinsel, auf der sich der Millenium-Dome (vormals O2 Arena oder wie auch immer) befindet. Dorthin zu kommen war schon nicht umständlich aber da das Ganze zu „Transport for London“ gehört: preiswert und mit einer schönen Aussicht gesegnet.

Und von dort aus ging es mit der besten Erfindung der Stadt über die Themse: dem Uber Boat!  Hach was könnte ich hiervon schwärmen. Man fährt in hoher Geschwindigkeit mit einer ziemlich modernen Barkasse (??) durch die Stadt und hält an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten, die sich in Flussnähe befinden: Tower/Bridge, (….) bis hin zu meinem großen Ziel für den Tag, der Battersea Power Station! Gleich mehr hierzu.

Für das „Wassertaxi“ hatte ich zwar vorher ein Ticket gebucht, aber ich hätte auch einfach Tap & Ride machen können. Denn hier in London hat man kapiert, dass man es den Leuten so einfach wie möglich machen sollte, HÖRST DU ZU PARIS?!?

Die Battersea Power Station kannte ich bis vor ein paar Tagen nur von einem Pink Floyd-Albumcover und als Apple Europa-Hauptquartier. Doch Hölle was hab ich mich getäuscht: eine riesige, luxuriöse Shoppingmall auf mehreren Ebenen, mit Eisbahn vornedran und Kino oben drin. Nur halt mit überwiegend Luxusboutiqen, aber nicht nur. Ein Besuch lohnt sich alle mal. 

Ich kehrte bei Gordon Ramsay ein, oder einem seiner Läden. Gemütlich, lecker, edel, teuer. 

Kann man machen, muss man nicht. Immerhin ein wahnsinnig zartes Butter Chicken.

Letzter Termin heute: Back to the Future - das Musical. 

So langsam werde ich London-Theaterexperte. In diesem ist die Garderobe dreimal so teuer als in den anderen (3£!), dafür kann man Getränke direkt an den Platz vorbestellen. Und meine Philosophie ist: gleiche etwas Schlechtes mit etwas Gutem aus. Auch wenn es noch mehr Geld kostet… so bleibe ich wenigstens hydriert.

Ich habe einen schlechten Platz erwischt, es sei denn der große Kopf meines Vordermanns ist Teil der Kulisse. Erst nach Buchung dieses Tickets hätte ich nämlich den Dreh raus, wie man eine Voransicht des gebuchten Platzes bekommen kann. Dass man keine längeren Beine haben sollte, sagt einem allerdings keine Vorschau, das sind die bisher engsten und niedrigsten Sitze. 

Das Musical ist sehr gut und kreativ, die Darsteller passen super (vor allem Docs Stimme kommt dem Original sehr nahe).

Technisch absolut State-of-the Art mit tollen Tricks. Gute Verarbeitung der musikalischen Themen des Films, aber leider kein Song der wirklich hängen bleibt. Hat mich generell leider auch nicht so sehr berührt oder überrascht wie „The Book of Mormon“ gestern, das hat die Entertainment-Latte SEHR hoch gelegt 😄

 

 

Konnte dann quasi mit dem Bus von Tür zu Tür zurück fahren, zum Glück - denn ein fieser Schneeregen setzte ein. Wie von Apple angekündigt!

 

Im Airbnb noch ein Reel geschnitten und nach Mitternacht dachte ich, ich höre nicht recht: Spielt da nicht jemand Gitarre und singt?!? Ich vermute, dass es sich um den Hausherren handelt, der das einen Stock tiefer im „Musikzimmer“ war. Aber sorry Leute, das geht nicht. Die Wände sind wie erwähnt super dünn und ich habe meinen TV schon aus Rücksicht sehr sehr leise gemacht…

Turns out: es war der Hausherr😂

 

Am letzten „richtigen“ Reisetag stand Harrods auf meiner Liste, und ich glaube ich halte eine Besuchsregelmäßigkeit von „einmal pro Dekade“ ein. Bei meinem ersten mal stand noch eine Wachsfigur von Mohamed Al-Fayed im Fahrtreppenhaus. Der Laden bringt einen immer wieder zum Staunen, die Toys-Abteilung zwar diesmal nicht mehr (Hamley‘s ist da krasser), aber nach wie vor die Food Hall. Klamotten sind natürlich als Ausstellungsobjekte gedacht. Ich meine, wer braucht schon eine Wollmütze für 300£?

Aber gut essen kann man dort auf jeden Fall, ich bin für mehr „Braffles“ (Breakfast-Waffels) im Leben!

Dass Wetter wird ausladend und begrenzte meine weiteren Shoppingvorhaben auf ein Minimum. Für Abends hatte ich mir im Vorfeld ein recht kostspieliges Restaurant ausgesucht, was ich zum jetzigen Zeitpunkt etwas bereue mangels Hunger, aber schauen wir mal was der Sterneerprobte Koch drauf hat. Zum Abschluss gehts dann erstmals in Kino, eine Erfahrung die mir in UK noch fehlt.

 

Ich habe nur eine halbe Ahnung, was ich gerade bestellt habe. Aber es wird hoffentlich nicht nur teuer, sondern auch gut.

Das „canapé“ (aka Gruß aus der Küche) in Form von einem Stück Geflügelrolle und frischem Brot mit hausgemachter Butter versprach schon mal einiges. 

Ich mache mir zwischendurch mangels Gesprächspartner Notizen, und natürlich um mir irgendwas von diesen vielen vielen Eindrücken zu merken - sei es für diesen Bericht, oder für mich selbst. Darin bin ich nämlich nicht sehr gut. Ich hoffe also insgeheim ein wenig, dass das Personal denkt, ich wäre ein wichtiger Restaurantkritiker, Blogger oder Geheimagent. Welcher Verrückte sonst geht denn bitte alleine schick Essen und benimmt sich so?!?

Naja alternativ denken sie: Was für ein Weirdo ist das, der unsere Speisekarte nicht versteht und alleine unterwegs ist? Stimmt ja auch.

Die Vorspeise überzeugt und überfordert mich gleichermaßen (wofür setzt man bei Pate und Chutney zu einer Scheibe Toast eine Gabel ein?). Selbstsicher reiße ich mundgerechte Stücke ab und schmiere die Pampen nacheinander drauf. So wird‘s schon stimmen.

Der Hauptgang wird zur absoluten Überraschung: ein junger Kellner bringt eine „ServierKuppel“ an den Tisch, öffnet sie und schneidet mir zwei Stücke von etwas ab, was aussieht wie ein riesengroßes Filet. Ist es aber nicht sondern irgendwie eine Perlhuhn/Fasan-Rolle (eine “Farce”?!?)… fragt mich nicht, aber der Fleischmix war Mega köstlich.

Der Laden bot einen perfekten Service, keine Abzüge hier. Fantastisches Essen und die Weine waren ebenfalls ein Genuss!

 

 

Anschließend dann wie geplant ins Kino am Leicster Square: Nosferatu! Meine kurze Review dazu gibt’s hier:

https://letterboxd.com/unikum82/film/nosferatu-2024/

 

Abreisetag: so schön es an einem Ort auch sei  kann (hier meine ich London generell, nicht unbedingt das AirBnb), das süße Heim ruft immer lauter. Ich muss noch einen Toast auf Transport for London erheben. Gerade das Busnetz ist absolut großartig und zuverlässig. Fast immer und überall fahren die Doppeldecker im Zehnminutentakt. Ich frage mich wie das in den Außenbezirken oder gar auf dem Land ist..?!

 

Ein anderer kleiner Exkurs zum Thema “feuchtes Toilettenpapier”: Scheinbar braucht das außerhalb Deutschlands niemand (ja, ich weiß, in Asien gibt es Arschduschen oder einen kleinen Wasserstrahl - have fun with that), und auch in unserem Lande denken viele, Trockenjobs wären effizient (Haha!). Doch kann es wirklich sein, dass ich von den USA bis Osteuropa nichts vergleichbares finde? Hier in London wurde ich schlussendlich fündig und fand in einem „Boots“ ein verstaubtes dickes Paket, das nicht etwa einen charmanten Namen wie „Charming“, „Cotonelle“ oder „Hakle“ trägt sondern… wait for it:

 

AnuSol.

 

Im Meme würden beiden Mädels „A Nu Sol“ sagen, und die diese Katze „Anus Ol“.

 

Falls jemand noch eine schöne Freizeitbeschäftigung sucht, um ein paar Stunden Zeit in London totzuschlagen, kann ich dieses “verlaufen” sehr gut empfehlen. Einmal auf der falschen Seite des Bahnhofs raus (in diesem Fall: Paddington), schon landet man in Narnia, einer u glamourösen Welt der Obdachlosigkeit und Krankenhaushinterausgänge. Nur mit einem super umständlichen Fußmarsch gelangte ich wieder in die Zivilisation. Luggage-Storage aufgesucht. Mein altes Ich war eher nach dem Motto “WAS 7 Pfund? Ne ne ne nicht mit mir Freundchen, das ist ja Betrug! Ich suche mir jemand anderen!” unterwegs, nur um dann 3 mal um den Block zu tingeln und dann einem anderen cleveren Geschäftsmann 6£ zu überlassen. Mein aktuelles Ich bucht solche Aufbewahrungen für 5£ bei Stasher vor. Oder zahlt alternativ 7£ ohne zu murren, weil er nicht dran gedacht hat. Auch cool.

 

Der letzte Stop meiner Reise war das Moco Museum, in dem zeitgenössische Werke von Popart aller relevanten Künstler (Warhol, Haring, Basquiat, Koons, KAWS) ausgestellt sind, aber auch Installationen und interaktive Werke. Sogar vom niederländischen DJ Don Diablo, eine Art Space Invaders-Spiel..! Ich habe viele seiner musikalischen Werke bereits gespielt und es gibt ein verschwundenes gemeinsames Foto von vor zehn Jahren, aber ihn in einem Museum zu „treffen“ war unerwartet.

Nun mache ich mich nach einem seltsamen Früttagessen bei „Pret-a-Manger“ (dem „fancy“ Mc Donalds für Pseudo-Gesundheitsbewusste) auf zum Flughafen. Und vorher meinen Koffer holen, der laut AirTag brav auf mich wartet. Und je zwar direkt vor der Bushaltestelle. Gute Planung.

Zum Abschied verdrückt sich der ekelhafte Nieselregen und die Sonne winkt mir goodbye.

 

Nachtrag: 

 

Wir landen in Frankfurt. Ich habe noch nicht mal deutschen Boden betreten und Zack meldet die Bahn wieder Verspätungen. 40, 50, über 60 Minuten. Und überall hier stinkt es nach Pisse.

Von wegen die tolle Riedbahn… Oooh alles ist jetzt neu und super! Am Arsch…

 

Reise-Resume: Würde ich ein Ranking der Reiseanbieter erstellen, wäre Uber Boats/Thames Clippers ganz oben, dann TFL: keine U-Bahn oder Bus-Ausfälle in knapp 4 Tagen (dass mir der erste Bus am Ankunftstag vor der Nase wegfuhr lag daran, dass ich Honk vergass, dass man die Busse ja zu sich winken muss). Der Eurostar startete mit einer Verspätung, war aber ansonsten sehr angenehm. Vorletzter Platz für die Pariser Metro (Tickets kaufen… ernsthaft…), und auf dem bodenlosen letzten Platz ist die deutsche Bahn, die mir sowohl auf der Hin- als auf der Rückreise Ärger bereitete.